Kirchweihen – Das Leben eines Kerwasburschen …
Kirchweihen – Das Leben eines Kerwasburschen …

Kirchweihen – Das Leben eines Kerwasburschen …

Artikel aus dem Gmaa-Bläddla Juni 2007 der FW Möhrendorf

Kirchweih

Das Leben eines Kerwasburschen…

Die Kirchweih ist für eine Gemeinde ein besonderes festliches Ereignis im Ablauf des Jahres. Das ganze Dorf und Umgebung kommt zusammen um gemeinsam die „Kerwa“ zu begehen. In Möhrendorf und Kleinseebach ist das Kirchweihbrauchtum sehr gut ausgeprägt. Es gibt zwei Kirchweihen, die Kleinseebacher und die Möhrendorfer. Bis in die 60er Jahre gab es auch noch die Oberndorfer Kirchweih.

Die Organisation übernehmen die Burschenvereine. Jeder kann mit dem Alter von 15. Lebensjahren

zu den Vereinen gehen. Mit etwa 55 aktiven Burschen im ganzen Gemeindegebiet können wir wahrscheinlich auf die größte Burschenzahl in Vergleich zur Einwohnerzahl der Gemeinde im ganzen Landkreis Erlangen-Höchstadt vorweisen. Die Burschenvereine tragen eine hohe Verantwortung zur Erhaltung der Kirchweih. Die Burschen sind es, die die Kirchweihtradition aufrecht halten.

Um alles zu planen, wird sich schon Wochen vor der Kirchweih getroffen. Die eigentliche Kirchweih beginnt heutzutage für den Burschen am Mittwoch. An dem Tag beginnt man ein Zelt für die Kirchweihbesucher aufzurichten. Am Abend treffen sich die jungen Männer um nochmal das Kerwasprogramm durchzugehen und singen anschließend bis spät in die Nacht kräftig Kerwaslieder. Die Kerwaslieder sind Vierzeiler und werden durchgehend immer wieder an Kirchweihen gesungen. Der Inhalt der Kerwaslieder ist ganz unterschiedlich. Es wird u.a. über die Kirchweih, über das Dorfgeschehen, über die Nachbarortschaften und über Mädels gesungen.

Am Donnerstag waschen die Burschen einen Betzen (Schaf), um ihn für das am Sonntag stattfindende Betzenraustanzen im sauberen Zustand präsentieren zu können. Im Anschluss an das „Betzenwaschen“ sitzen sie in geselliger Runde beieinander. Oft werden hier noch letzte neue Kirchweihlieder gedichtet und einstudiert. In Kleinseebach findet am Donnerstag auch eine Schlachtschüssel statt.

Am Freitag beginnt die Kirchweih für die „Öffentlichkeit“. Der Bürgermeister sticht das erste „Fässla“ Bier an und anschließend spielt eine Musik auf.

Als Zeichen für die Kirchweih holen die Burschen am Samstag eine Fichte mit etwa 25 – 30 Meter aus dem Wald und stellen diese in der Dorfmitte auf. Nach getaner Arbeit singen die Burschen voller Stolz:

„Schaut nauf den schee Maier,

schaut nauf wie er steht,

wer weiß wer ums Joar,

um den Maier rumgeht!“

Am Samstag Abend findet ein geselliges Beisammensein mit Musik statt. Die Besucher, die oft auch ehemalige Kerwasburschen waren, gehen gerne zur Kirchweih, um so auch Bekannte zu sehen, die sie schon länger nicht mehr getroffen haben. Nicht alle Burschen haben am Abend Zeit sich zu den Besuchern zu gesellen, denn es gilt den Baum zu bewachen. Falls der Baum nämlich geschält oder beschädigt wird, so ist das beim Betzenraustanzen eine Blamage für den Burschenverein.

Am Sonntag ist es dann soweit! Der Höhepunkt der Kirchweih, das Betznraustanzen, rückt immer näher. Am Sonntag Nachmittag holen die Burschen mit einer Blaskapelle und einem Betz an der Spitze des Zuges ihre Raustänzerinnen an verschiedene Stationen ab, um dann gemeinsam zum Kirchweihbaum zu gehen. Viele Bürgerinnen und Bürger warten schon gespannt auf die Burschen und auf das Raustanzen. Einige Besucher sind wahrscheinlich auch nur deshalb gekommen, um zu sehen, wer mit raustanzt und vor allem mit wem. Die Burschen singen nun kräftig ihre Lieder und laufen um den Baum herum. Eine Birkenrute wird von Pärchen zu Pärchen nach jeweils einer Umrundung des Baumes weitergegeben. Ein Wecker wurde gestellt und Sieger ist das Pärchen, das die geschmückte Birkenrute in der Hand hält, wenn der vorher gestellte Wecker klingelt. Alle Besucher und Burschen klatschen Beifall und gratulieren dem Burschen und dem Madla zu ihrem Gewinn. Der Bursche bekommt als Preis einen Krug und das Madla ein Kaffeeservice.

Anschließend laden die Burschen ihre Raustänzerin zu Kaffee und Abendessen ein. Der Tag endet an der Theke in der vereinseigenen Bar.

Am Montag ist bei beiden Kirchweihen ein Frühschoppen angesagt. Man merkt den Burschen teilweise die Strapazen der letzten Tage an. Letztendlich wird am Montag Nacht die Kirchweih mit einem nochmaligen Raustanzen am Kirchweihbaum begraben.

Am Dienstag nach dem Zelt abbauen ist dann auch wieder alles vorbei und die jungen Burschen stoßen nochmal auf die vergangene Kirchweih an.

Besuchen Sie die beiden Kirchweihen! InKleinseebach jeweils am zweiten Sonntag im September und in Möhrendorf eine Woche später! Unterstützen Sie die Burschenvereine „Verein Deutsche Brüder Kleinseebach“, „Verein Deutsche Brüder Möhrendorf“ und den „Verein Renner Möhrendorf“. Die Freien Wähler bedanken sich bei unseren Burschenvereinen für deren Anstrengungen, die jahrhunderte lange Tradition der Kirchweih aufrecht zu halten. Die Burschenvereine sind neben der Erhaltung dieser Tradition auch unter dem Jahr aktiv und sind so ein wertvoller Bestandteil für die Jugendarbeit und das Gemeinschaftsgefühl in unserer Gemeinde.

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